Japanische Comics sind nach Geschlechtern getrennt. Die eine Hälfte der so genannten Mangas kombiniert exaltierte Gewaltorgien mit wüsten Sexphantasien, erdacht von männlichen Zeichnern für ein männliches Publikum. Eigens für Mädchen herausgebrachte Bildgeschichten behüten ihre Leserinnen mit rosafarbenen Plüschphantasien und blümchenkitschiger Harmlosigkeit. Das Manga-Kollektiv "Clamp" aus der Nähe von Osaka ist angetreten, diese Rollen aufzubrechen. Bestehend aus vier Zeichnerinnen wagt sich "Clamp" auf klassisch maskulines Territorium: Ihre Arbeiten verbinden die Action-Handlung der Shonen-Mangas (Jungs-Mangas) mit der zeichnerischen Eleganz der Shojo-Mangas (Mädchen-Mangas). Im Carlsen-Verlag erscheint nun der erste Band ihrer Serie Clover. Die zarte Aufmachung in transparenter Pergamenthülle täuscht: In der Handlung um eine Politverschwörung und Kinder mit über sinnlichen Kräften geht es handfest zur Sache.
Markus Albers